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Vision? Strategie? Plan? Versuch einer Definition

Zu Anfang meiner Berufstätigkeit als Ingenieur war ich fasziniert, später habe ich aufgehört zu zählen. Zu Anfang war ich begeistert von den perfekten Powerpoints, die mir gezeigt haben, wie unser Geschäft in 2 bis 5 Jahren aussehen wird, weil wir machen werden, was dort steht.

Später habe auch ich solche Foliensätze entwickelt, weil es von mir erwartet wurde oder weil ich damit ganz andere Ziele erreichen wollte.

Eike Eilks, Interim Manager, Berater und Coach

Die Realität heute:

In den allermeisten größeren Unternehmen klingt der Satz „Das ist unsere neue Strategie für….“ wie ein immerwährendes Glockenläuten ausgelöst durch den Wind. Ausgetauscht im Klang wird meist das „für….“.

Und für eine jede neue Strategie gibt es einen „Plan“ oder besser sogar einen „strategischen Plan“. Dieser umfasst viele Maßnahmen, versehen meist mit einer Zeitplanung, manchmal beinhaltet er sogar notwendige Ressourcen und Verantwortliche, immer aber eine Budget- und Kostenplanung und darauf basierende wirtschaftliche Ergebnisse, die mit einer überraschenden Genauigkeit „berechnet“ wurden.

Aber irgendwie entwickelt sich diese Zukunft dann doch nicht, oft kommt schon die nächste neue Strategie, bevor die aktuelle in die Umsetzung gelangt.

Schaut man hinter die Kulissen, sind die diese „Strategien“ sind oft nichts als Budgets mit vielen Bildern und Text und einer Hoffnung basierend auf der (weil schlüssig beschrieben) zwangläufig möglicherweise eintretenden positiven Zukunft.

„Zwangsläufig“, „möglicherweise“, „strategisch“, „Zukunft“…?

Strategie ist etwas vollständig anderes.

Was ist Strategie ?

Eine Strategie zu entwickeln bedeutet bewusst Entscheidungen darüber zu treffen wohin der Weg des Unternehmens zu Zukunft führen soll. Sie basieren auf einer Vision für eine Zukunft, in die das Unternehmen gelangen kann und soll.

Solche Entscheidungen basieren nicht auf den finanziellen Fakten des Tagesgeschäftes oder beinhalten berechnete Werte für die Zukunft. Erstere könnten Auslöser sein eine neue Vision und eine neue Strategie zu erarbeiten. Letztere sind ohnehin nur fiktiv.

Strategien resultieren auf vielfältigen Wahrnehmungen, aus denen mögliche Trends im geschäftlichen Umfeld abgeleitet werden. Strategie bedeutet festzulegen, mit welchen Themen das Unternehmen in einer längerfristigen Zukunft Geld verdienen möchte, nicht aber konkret wieviel Geld. Eine Strategie bedeutet fast immer auch etwas aufzugeben, weil dieses in der Zukunft keinen Platz mehr hat.

Um eine Strategie dann aber umzusetzen sind Maßnahmen erforderlich. Investitionen in diese Zukunft müssen geplant und getätigt werden. Dabei ist zu beachten, dass alle diese Maßnahmen sich sinnvoll ergänzen und aufeinander abgestimmt sind. Die Ertragskraft kann kurzfristig unter diesen Maßnahmen leiden, sollte aber langfristig gesteigert und abgesichert werden, um so die Stabilität des Unternehmens und auch dessen Wert zu erhöhen.

In einem Unternehmen gibt es viele Aktionen, viele Planungen, viele Reaktionen. Es gibt aber, abgesehen vielleicht von Unternehmen mit Holdingstrukturen, immer nur eine (Unternehmens-) Strategie. An dieser müssen sich alle anderen Aktionen orientieren. Orientieren bedeutet aber nicht, sich ihr vollständig unterzuordnen.

Sie beschreibt, welches Ziel mittel- und langfristig erreicht werden soll und warum dieses aus Sicht der zukünftigen Kunden nutzbringend und überzeugend ist. Aus ihr wird abgeleitet, welche Ressourcen langfristig notwendig sind, welche Technologien und Prozesse beherrscht werden müssen, welche Regeln gelten und wie Management und Marketing in der zu erreichenden Zukunft aussehen sollten. Auf dieser Basis werden operative Maßnahmen für die nächsten näheren Zeitabschnitte festgelegt, um die Veränderungen einzuleiten und umzusetzen.

Eine überzeugende und akzeptierte Vision reduziert Argumentations- und Diskussionsaufwand innerhalb des Unternehmens erheblich.

Wie beschreibe ich eine überzeugende Strategie?

Basis jeder Strategie ist die Kenntnis des eigenen Marktes und ein sicheres Gefühl über die Tendenzen, die in diesem Markt langfristig eine Rolle spielen werden und wohin diese führen. Ebenso wichtig ist das Wissen um die eigene Position und die eigenen Stärken und Schwächen, andererseits aber auch Wissen bzgl. der Stärken und Schwächen von Konkurrenten.

Die Entwicklung einer Strategie beinhaltet immer auch die Entscheidung darüber, welche Produkte und Märkte man zukünftig nicht mehr im Portfolio aufrechterhalten will. Dieses ist wichtig, da man nur über eine Richtungskonzentration die vorhandenen Ressourcen so bündeln kann, dass diese primär die Vision unterstützen, anstatt weitestgehend wirkungslos in verschiedenen Richtungen zu verpuffen. (Ein Beispiel)

Ressourcen sind immer knapp. Sollten dennoch Reserven erkennbar werden, so können diese immer für zusätzliche unterstützende Maßnahmen im Sinne der Vision eingesetzt werden. Solche Reserven dienen vorallem aber als ein wichtiges Element von Resilienz, indem sie im Falle widriger Entwicklungen herangezogen werden, um notwendige Korrekturen zu realisieren.

Wie sieht eine gute Vision aus?

Eine gute Vision ist in wenigen kurzen Sätzen zu beschreiben. Sie muss emotional greifbar sein und Bilder im Kopf auslösen. Die dazugehörige Strategie sollte auf wenige Folien passen. Einfache Strategien funktionieren, komplizierte und komplexe Strategien verleiten zu Fehlern und vor allem dazu diese zu übersehen. Konkrete EBIT-Erwartungen, NCC-Entwicklungen oder konkrete Veränderungen der Personalstärke gehören nicht dazu.

Nur wenn Vision und Strategie übereinstimmen und sich ergänzen, wird sie glaubhaft. Nur wenn die Mitarbeiter an diese glauben, stehen sie hinter dieser und engagieren sich entsprechend. Das ist die wesentliche Aufgabe von Vision und Strategie. Wenn dieser Glaube nicht entsteht oder sogar Vision und Strategie unglaubwürdig sind, dann wird sich die Mehrheit der Mitarbeiter an das bestehende klammern und in der Folge Widerstand gegen die beabsichtigte Veränderung aufbauen. Das kostet Ressourcen.

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